Interview de Félix Braz avec le Lëtzebuerger Journal

"Mediation kann(...)billiger und schneller sein als ein Prozess"

Interview: Lëtzebuerger Journal (Christian Block)

Lëtzebuerger Journal: Welche Argumente sprechen Ihrer Meinung nach für die Mediation?

Félix Braz: Mediation bietet den Parteien die Möglichkeit, das Ergebnis selber beeinflussen zu können, auf eigene persönliche Art und Weise und im eigenen Tempo, und gleichzeitig die zugrundeliegende Beziehung aufrecht zu erhalten. Sie wissen, wie ihr Streit zu lösen ist. Mediation kann auch billiger und schneller sein als ein Prozess. Mediation ist natürlich kein Wundermittel, sie funktioniert nicht immer - aber oft. Bei einem positiven Abschluss gibt es keine weiteren Prozeduren.

Lëtzebuerger Journal: Was spricht gegen einen Prozess?

Félix Braz: Prozesse können auch deswegen länger dauern weil beispielsweise Gutachten erforderlich sind und der Instanzenweg vollständig ausgeschöpft wird. Der Aufwand ist aufgrund der Natur des Zivilprozesses und dessen Anspruch nach formeller Gerechtigkeit natürlich notwendig. Er steht allerdings oft nicht im Verhältnis zu dem damit materiell erzielbaren Ergebnis. Das sollten sich die Parteien gut überlegen.

Lëtzebuerger Journal: Wie profitiert die Justiz davon?

Félix Braz: Eine Studie des Europäischen Parlaments von 2014 untersuchte beim Vergleich zwischen klassischen Zivilprozessen und Zivilprozessen, bei denen eine Mediation vorausging. Ergebnis dieser Studie ist, dass noch selbst bei einer theoretischen Erfolgsquote der Mediation von nur neun Prozent eine Zeitersparnis gegenüber einem Gerichtsprozess zu erzielen ist. Laut dieser Studie wäre eine Mediation nach internationalen statistischen Werten aber in 70 Prozent erfolgreich. In diesem Fall lassen sich zwei Drittel der Zeit und ein Drittel der Kosten einsparen.

Lëtzebuerger Journal: 2014 sprachen Sie darüber, Statistiken hinsichtlich der Mediation sammeln zu wollen. Ist das noch aktuell?

Félix Braz: Ich plane, eine Bilanz unserer aktuellen Gesetzgebung vorzunehmen. Die penale Mediation stammt aus dem Jahr 1999, die "mediation civile et commerciale" aus dem Jahr 2012. Die Mediation entwickelt sich nicht stark genug und das muss Gründe haben. Die möchte ich herausfinden, damit sie behoben werden können. Mediation hat sich in den letzten Jahren in sehr unterschiedlichen Bereichen entwickelt und es gibt eine Reihe von unterschiedlichen sektoralen Mediationen. Die Mediation oder Schlichtung entspricht einem reellen Bedarf in unserer Gesellschaft. Deshalb heißt es unter anderem im Regierungsprogramm, dass "die Regierung sich verpflichtet die Mediation zu fördern um den Bürgern alternativen Möglichkeiten zu schaffen, Konflikte zu lösen." In diesem Zusammenhang nehmen wir jede Gelegenheit wahr, der Mediation zu einer besseren Sichtbarkeit zu verhelfen, wie eben auch jetzt im Rahmen des "22nd World Forum of Mediation Centres 2016" in Luxemburg, wo sowohl Staatsminister Xavier Bettel, als auch ich selbst zügegen sind.

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